Weniger ist mehr
Wenn Alex alle Gegenstände zusammenzählt, die er besitzt, dann kommt er auf eine Zahl um die 300. Gerade ist er dabei, noch einmal um 100 Gegenstände ärmer zu werden. Das klingt erstmal recht unspektakulär. Wenn man allerdings bedenkt, dass jeder Deutsche ungefähr 10 000 Dinge bestitzt – Klamotten, Bücher, DVDs, Geschirr, Möbel …- dann wird klar, wie radikal der Abendschüler seinen Besitz auf Wesentliches reduziert hat.
Alex Rubenbauer (ha ha- ja, der heißt wirklich so) gehört einer wachsenden Zahl von Menschen an, die ihr Leben bewusst entrümpeln, um sich auf wesentliche Dinge konzentrieren zu können. Der Gedanke dahinter: die Übersicht zurückzugewinnen, wieder Herr im eigenen Lebenshaus zu sein. Denn wer aufräumt und dabei Kram entsorgen möchte, muss zuerst nachdenken, was ihm wirklich wichtig ist.
Viele Christen nutzen die Zeit von Aschermittwoch bis Ostersonntag – die Passionszeit – dazu, Dinge wegzulassen, die nicht zwingend notwendig sind oder sogar dabei stören, ein erfülltes Leben zu führen und im Kontakt mit GOTT zu bleiben.
Was das genau sein kann, ist natürlich eine ganz persönliche Entscheidung, Allerdings kenne ich Leute, die jedes Jahr aufs Neue vor der Frage stehen, ob es diesmal nun Alkohol, Fernsehen oder Süßigkeiten sein sollen. Das diesjährige Thema der Fastenaktion “7 Wochen ohne”, die alljährlich von evangelisch.de angeboten wird, gefällt mir persönlich sehr gut. Es heißt
Selber denken! 7 Wochen ohne … falsche Gewissheiten (Link)
Kennt ihr das? Da hab ich mir zu einer Sache oder einer Person eine klare Meinung gebildet, muss aber nach einiger Zeit (in der ich diese Meinung natürlich ausgiebig verbreitet habe) feststellen, dass die gewählte Schublade vielleicht doch nicht passt.
Die Aktion will daran erinnern, dass unser Weltbild – und auch unser Glaube – neben wenigen tiefen Überzeugungen auch von einigen zumindest fragwürdigen Gewissheiten gestützt wird. Und diese werden nicht zuletzt durch “überliefertes Gedankengut” bestimmt – etwa durch Ratgeber, die eigene Erziehung, den persönlichen Freundeskreis oder in Glaubensfragen auch eine bestimmte Gemeindeprägung.
Dabei rät uns die Bibel, auf der Suche zu bleiben. Als Jesus durch Israel zog, war seine Botschaft keineswegs von wohlwollender Zustimmung und höflichem Applaus der Menschen begleitet. Vielmehr stellte er viele Gewissheiten der frommen Juden in Frage, die sich über die Jahrhunderte zu regelrechten Glaubensinhalten entwickelt hatten. Einmal gefragt nach den Richtlinien, die GOTT den Menschen mit auf den Weg gegeben hat, fielen Jesus nur zwei Dinge ein: “Liebe Gott von ganzem Herzen und deinen Nächsten und wie dich selbst.”
Die nächsten Wochen bieten die Gelegenheit, darüber nachzudenken, was unser Leben wirklich trägt und welche Gewissheiten auf der anderen Seite verzichtbar sind. Das erfordert ein wenig Mut zur “Selbstdemontage”. Aber ähnlich wie beim Entrümpeln der Wohnung steht am Ende möglicherweise eine große Freude über die neue Übersichtlichkeit oder das eine oder andere wirklich wesentliche Detail, das zum Vorschein kommt.
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