Wind Of Change
Dieser Beitrag müsste eigentlich zu einem späteren Zeitpunkt erscheinen, doch aus aktuellem Anlass schauen wir jetzt schon mal nach Skandinavien…
Dänemark war das erste Reich der Reformation und König Christian III. war der erste lutherische Herrscher der Geschichte. Bis Ende des 16.Jh. werden auch noch Schweden, Norwegen und Finnland feste Burgen des lutherischen Glaubens.
Der junge Christian befindet sich 1521 auf einer Bildungsreise durch Deutschland. In Worms erlebt er Luthers Auftritt und ist tief beeindruckt. Er wird zu einem überzeugten Anhänger des Reformators. Doch als 1523 sein Vater Friedrich I. den Thron besteigt, muss er dem Katholischen Reichsrat versprechen nie einem Jünger Luthers oder anderen zu erlauben gegen die römische Kirche zu predigen oder zu lehren. Er lässt jedoch protestantische Prediger gewähren und billigt, dass die Reformation immer mehr Anhänger gewinnt. Die Schwächung der Kirche und damit der Bischöfe im Reichsrat passt ihm gut. Prinz Christian weist sogar die Pfarrer in dem von ihm verwalteten Bezirk an, lutherisch zu predigen. Der Reichsrat will ihn deshalb nach dem Tod seines Vaters nicht zum König wählen und versucht während der ausgesetzten Wahl gegen die evangelische Bewegung vorzugehen. Dabei kommt es fast zum Bürgerkrieg. Kopenhagen und Malmö rebellieren gegen den Reichsrat, das mit den Städten verbündete Lübeck schickt Söldner weil es um Handelsprivilegien fürchtet. In Jütland kommt es auch noch zu einem Bauernaufstand.
Christian wird nun doch zum König gewählt, um die Lage zu beruhigen. Er schlägt den Bauernaufstand schnell nieder, befriedet die Städte und reitet 1536 in die Hauptstadt ein. Jetzt greift er durch: Der Adel muss sich unterwerfen, Bischöfe werden verhaftet und angeklagt, den Krieg verschuldet zu haben. Am Ende gibt es keinen Widerstand mehr.
Als nächsten Schritt bittet König Christian den Kurfürsten von Sachsen ihn Johannes Bugenhagen zu schicken. Bugenhagen ist ein Freund und Mitarbeiter Luthers. Er hat in Norddeutschland Kirchenordnungen verfasst und bei deren Umsetzung geholfen. Pfarrer Bugenhagen trifft im Juli 1537 in Kopenhagen ein. Am 12. August wird Christian nochmal offiziell von ihm zum König gekrönt. Es ist die erste evangelische Krönung in der Geschichte. Innerhalb kürzester Zeit schafft Bugenhagen die Grundlagen für eine protestantische Monarchie. Sein Regelwerk das die Grundlagen der Glaubenslehre, Gestaltung der Zeremonien, Religionsunterricht und Armenfürsorge bestimmt, ist bis auf wenige Änderungen noch heute in Kraft.
Im Norden ist eine neue Zeit angebrochen. Und heute – Papst Franziskus hat vor kurzem in Schweden gepredigt und Luther gewürdigt. Im Dom von Lund umarmte er die lutherische Erzbischöfin Antje Jackelen. Kann man schon wieder von einer neuen Zeit sprechen? Ich denke das wäre viel zu früh, aber es weht wieder mal ein Wind der Veränderung.
Was hätte wohl Luther dazu gesagt? Vielleicht… „Die Welt ist voll alltäglicher Wunder.“… oder… „Wir kommen nie aus den Traurigkeiten heraus wenn wir uns ständig den Puls fühlen.“
Quelle: Geo-Epoche, Nr.39
Dieser Beitrag verdient Kommentare! Obwohl “verdienen” beim Thema Luther ja denkbar ungünstig erscheint 😉
Wunderbar, diese historischen Einblicke! Und noch wunderbarer, dass dafür nicht ein Pfarrer zuständig sein muss. Ganz nach Luthers “Priestertum aller Gläubigen” … Danke!
Und ich frage mich: Wo ist heute “wind of change” zu spüren? Wo ist er nötig?