Wenn GOTT schweigt
Karsamstag- die Welt steht still, Leere breitet sich aus.
JESUS ist tot. Das Ende.
Wie mag das für die Menschen gewesen sein, die ihm am nächsten waren: seine Freunde und Familie?
Sie hatten alles auf IHN gesetzt, alles aufgegeben, ihren sicheren Job, ihre Familie hinter sich gelassen um mit ihm zu gehen. Es gab kein Zurück, keine Alternative, keinen Plan B. Ihr Leben war untrennbar mit dem seinen verknüpft und jetzt mit ihm gestorben.
JESUS hatte sie berührt, begeistert. Er sprach von einem neuen Reich, dem Ende ihrer Knechtschaft und des Leidens. Sie haben so viel mit ihm erlebt, waren eine verschworene Gemeinschaft. Wunder hatte ER vollbracht, Tausende mit seinen Worten gefesselt und bewegt. ER schien der lang ersehnte von GOTT versprochenen Retter zu sein und sie waren seine Auserwählten. Was für ein unbeschreibliches Gefühl!
Sie genossen großes Ansehen im Volk und man beneidete sie für ihre Sonderstellung in GOTTes Geschichte.
Doch es war noch viel mehr was sie mit JESUS verband: Sie waren jahrelang gemeinsam mit ihm unterwegs -24/7-. Während dieser Zeit lernten sie ihn intensiv kennen, gewannen ihn lieb, ja sie liebten ihn! Er war nicht nur ihr Meister und Lehrer und GOTTes Sohn, er war ihr Freund. Sie beschützten ihn, hätten ihr Leben für ihn gegeben.
Und jetzt war alles vorbei. JESUS als Verbrecher gehängt: schwach, wehrlos, machtlos.
End of the story.
War alles nur Lüge? Ihr Glaube ein Trugschluss?
Die Jünger schließen sich ein, verriegeln die Türen. Sie können den Spott und die Fragen der Menschen draußen nicht ertragen, sind mit ihren eigenen Gefühlen völlig überfordert und allein. Trauer, Verzweiflung, Angst, und keiner ist da, der sie trösten könnte. All ihre Hoffnung – gestorben mit JESUS. Ihr Leben ohne jegliche Perspektive.
Und irgendwie ging alles so schnell, keiner konnte das ahnen oder verhindern.
Noch vor ein paar Tagen feierte das ganze Volk JESUS als König, mit Palmenwedeln und Lobgesängen. Eine neue, bessere Zukunft war greifbar.
Die Jünger sind gelähmt, erstarrt, unfähig, das Geschehene zu verstehen.
Karsamstag steht für die Zwischenzeit. Ja natürlich, wir wissen, der Ostersonntag kommt, aber dieser Samstag will und muss ausgehalten werden. Damals wie heute. Und das -wohlbemerkt- ohne die Gewissheit des Ostermorgens.
Wir stecken fest.
Die Krankheit bleibt, der geliebte Mensch stirbt, stachelige Beziehungen machen uns krank, belastende Verpflichtungen und Sorgen nehmen uns die Luft zum Atmen, die Aussichtslosigkeit erstickt jeden Lebensmut. Und wir beten, flehen, warten auf Erlösung – aber GOTT schweigt.
Wir schauen auf zum Himmel- er ist schwarz, mitten am Tag.
Karfreitag, Karsamstag, sie können lange dauern. Die Zeiten, in denen sich GOTT verbirgt, nichts zu sehen ist von seiner Liebe zu uns und seiner Macht. Wo sich die Frage stellt: Gibt es überhaupt einen GOTT? Warum schreitet ER nicht ein?
Als Maria und Marta in großer Angst JESUS baten, ihren Bruder Lazarus zu heilen, der jeden Augenblick drohte an seiner Krankheit zu sterben, tat JESUS nichts. Völlig unerwartet und vor allem unverständlich: Die 3 Geschwister standen JESUS sehr nah, vieles hatte er mit ihnen erlebt und er hatte sie sehr lieb. Zudem hatte er ohne Mühe ja bereits andere „Fremde“ geheilt. Natürlich dachten sie alle, JESUS würde Lazarus retten – auch Lazarus selbst. Aber ER blieb untätig, mehrere Tage lang. In dieser Zeit verstarb Lazarus. Maria und Marta blieben zurück, voller Trauer, Wut und Verzweiflung. Und jeder Menge Fragen.
Waren sie JESUS nicht wichtig genug? Hatten sie etwas falsch gemacht, IHN verärgert? War ihr Glaube zu schwach?
Nein, es ist keinesfalls persönliches Versagen, wenn GOTT in einem Leben (scheinbar) schweigt und auch keinerlei Gradmaß für die Stärke des eigenen Glaubens oder die des Anderen!
Schauen wir auf das Volk Israel: 40! Jahre irrten sie durch die Wüste, ein Umweg, der für manche ihr ganzes Leben lang andauerte. Immer mit der Hoffnung, das gelobte Land zu erreichen, das GOTT ihnen versprochen hatte. Aber 40 Jahre lang gab es nur Wüste, und manche starben in dieser Zeit, ohne dass ihre Hoffnung sich erfüllt hatte.
GOTT schweigt, einen Samstag oder 3 Tage lang. Oder 40 Jahre, oder bis zum Lebensende. Es gibt für vieles keine Erklärung, schon gar keine fromme. Nein, GOTT legt uns nicht „immer nur soviel auf wie wir tragen können“ und macht „spätestens rechtzeitig alles gut.“ Es gibt ein Festhängen in dieser Karsamstag-Zwischenzeit ohne Licht am Ende des Tunnels. Ohne das gute Ende. Und das trotz Gebet und tiefem Glauben. GOTT lässt sich nicht berechnen.
In Australien gibt es häufig verheerende Buschbrände. Es ist ein Stück Normalität und doch jedesmal auf`s Neue fürchterlich und erschreckend. Soviel blühendes Leben, soviel Energie, jahrelang mühsam Gewachsenes zerstört in einem Atemzug durch die vernichtende Macht des Feuers. Übrig bleibt nichts als Asche, verkohlte Landschaften und eine Totenstille.
Und dann blitzt zwischen diesen schwarzen Überresten etwas Grünes auf: Ein Farn in vollem Lebenssaft. Es gibt Pflanzen, die benötigen die Asche dieser schlimmen Buschbrände, um überhaupt leben zu können. Es ist ihr Lebenselexier. Das Unheil ist hier die Vorraussetzung für neues Leben. Mitten in der totgesagten Kraterlandschaft.
Und das ist die Osterhoffnung: Auch wenn alles tot ist und keine Aussicht auf Erlösung besteht, das letzte Wort liegt bei GOTT und neues Leben wartet in der schwarzen Erde.