Gethsemane, die Nacht der Angst
Gedanken zu Matthäus 26, 36-46
Für mich ist das die berührendste Geschichte der Bibel. Nie kommt mir Jesus emotional so nahe wie hier, an keiner anderen Stelle ist er so menschlich und damit greifbar.
Ich will Jesus trösten und würde am liebsten die Jünger anschreien: Warum konntet ihr nicht wachbleiben, für ihn dasein, das zusammen mit ihm durchstehen, diese schreckliche Nacht? Er hat euch darum gebeten und hätte euch so sehr gebraucht, und ihr? Schlaft einfach! Doch ich weiss, auch ich hätte an ihrer Stelle versagt, wäre eingeschlafen. Der Grund wird in Lukas 22,45 genannt: Die Jünger waren einfach fix und fertig, erschöpft von Sorge und Trauer um Jesus. Ich bin sicher, sie wollten wach bleiben, aber es war einfach alles zu viel.
Und deshalb war Jesus so richtig allein in dieser Nacht mit einer Riesenlast: Er wußte genau, was ihm bevorstand, kannte den Willen seines Vaters, den Tod am Kreuz. Und auch wenn Jesus in seinem Leben schon mit mancherlei Versuchung konfrontiert war, ist es im Garten Gethsemane doch das einzige Mal, dass er versucht, seinen Vater im Himmel umzustimmen, denn er hatte Todesangst. “Tiefe Traurigkeit und Angst überfielen Jesus” Vers 37
Er flehte GOTT an: “Wenn möglich, lass diesen Kelch an mir vorüber gehen”. In Lukas 22,44 steht sogar, dass er so eindringlich betete, dass sein Schweiß wie Blut auf die Erde tropfte.
Bis dahin hatte Jesus immer genau gewußt, was zu tun war, hatte immer genau die richtigen Worte parat. Er war von GOTT erfüllt und handelte nach dessen Willen, immer!
Doch in dieser einen Nacht in Gethsemane steht alles auf der Kippe, der Plan GOTTes zur Rettung der Menschheit steht kurz vorm Scheitern. Jesus wird ein letztes Mal auf die Probe gestellt. Was wird siegen: seine Angst vor diesem schrecklichen Tod oder sein Gehorsam und Vertrauen seinem Vater gegenüber?
Hier ist Jesus ganz Mensch, er ringt mit den Dämonen in dieser Nacht, er könnte jederzeit weglaufen. Aber Jesus bleibt seiner Linie treu, setzt sein Vertrauen zu GOTT über alles andere und sei es noch so absurd und schrecklich.
Diese Geschichte macht mir Jesus noch lieber und teurer. Sie zeigt, er weiss, wie es ist, Todesangst zu haben und damit ganz allein zu sein. Und er hat sich mühsam durch diese Nacht gerungen (und jeder weiss, wie elend lang so eine Nacht sein kann), kein heldenhaftes “Da-steh-ich-drüber-schließlich-bin-ich-Jesus!”-Getue. Nein, er hatte auch am Morgen danach noch Angst, schreit selbst am Kreuz noch verzweifelt “mein GOTT, mein GOTT, warum hast du mich verlassen?”
Ich bin sehr dankbar, dass diese Geschichte so in der Bibel steht. Sie zeigt wie keine sonst, was Jesus durchmachen musste. Und das alles aus Liebe zu uns!