Vom Zweifeln und Staunen im Kirchendachboden
An dieser Stelle möchten wir zukünftig über die Bautätigkeiten an und um unsere Kirche berichten. Dazu gibt es seit Kurzem auch eine Übersichtsseite (im Menü ganz oben). Heute: der Kirchendachboden 2013.
Nach einem überraschenden Anruf standen uns plötzlich im Jahr 2012/2013 noch Fördermittel für den Außenbereich der Kirche zur Verfügung – innerhalb weniger Minuten mussten wir darüber entscheiden, ob wir dafür Verwendung haben.
Uns kamen auf die Schnelle unsere Kirchenfenster, der Kirchensockel sowie der Putz am Eingangsgiebel und eine evt. Trockenlegung der Außenwand in den Sinn.
Und dann war es plötzlich soweit – wir wurden ausgewählt und bekamen tatsächlich die ILE- Förderung.
Wir berieten also über die Ablaufplanung der Baumaßnahmen und wollten auch die Dacheindeckung auf der Friedhofseite in Angriff nehmen.
Doch als wir in der Adventszeit 2012 die Dielung im Dachboden öffneten, um evt. Schäden in der Holzkonstruktion auszuschließen, stand uns bei jedem Brett, das wir öffneten, mehr und mehr die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Jeder zweite Deckenbalkenkopf hatte größere Schadstellen. Die dort eingezapften Sparren hatten im Übergang zum Deckenbalken ebenfalls defekte Stellen. Aber am schlimmsten hatte es die inneren und äußeren Fußschwellen getroffen, die fast komplett vom Schwamm und verschiedenen Fäulen befallen waren. Darauf hin mussten wir leider unser Bauvorhaben komplett auf die Arbeiten am Dachtragwerk ausrichten.
Somit begann im Frühjahr 2013 die Planungs und Ausschreibungsphase.
Als dann Mitte Juli 2013 das Gerüst an der Kirche stand, und wir die Balken und Sparren von außen frei legten, war der Schaden noch größer als befürchtet.Vergeblich versuchten wir den Förderantrag der ILE nochmals zu erhöhen. Vom Regionalkirchenamt kam nach mehrmaligen Nachfragen dann doch noch ein Zuschuss in Höhe von 12.000,- €. Sicherlich haben wir uns darüber sehr gefreut, doch es war eben auch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Wir hatten also 2 Möglichkeiten:
1. Wir bauen bis die Fördermittel zu Ende sind und hören dann mitten in den Arbeiten auf oder
2. Wir versuchen alles in einer großen Hauruckaktion fertig zu stellen, was den Vorteil hätte, das dieKirchgemeinde nur einmal die Baueinschränkungen zu ertragen hätte, dazu müssten wirallerdings die gesamten Mehrkosten selbst tragen.
Zu diesem Zeitpunkt belief sich die Kostenschätzung auf ca. 130.000 € Gesamtkosten. Wir entschlossen uns also, die Arbeiten soweit wie möglich komplett fertig zustellen, denn es gab bei einigen Holzverbindungen schon Zweifel, ob wir das statisch überhaupt in dem vorhanden Zustand lassen können. Um die Gesamtkosten etwas zu entlasten, übernahmen wir einige Arbeiten als Kirchgemeinde in Eigenleistung. Wir stellten z.B. die gesamten Staubschutzwände auf der Empore, öffneten die komplette Dielung im Dachboden und säuberten die Zwischenräume. Wir demontierten die Einhausung des alten Blasebalgs und selbst alle anfallenden Elektroarbeiten wurden von Fachleuten aus unserer Gemeinde ausgeführt.
Doch je mehr wir uns vorarbeiteten, desto mehr Schadstellen mußten behoben werden. Von den vier Gaubenfenstern konnte nur eines erhalten und überarbeitet werden, die restlichen drei mussten wir gegen neue Lärchenholzfenster austauschen.
Der Blasebalg der Orgel wurde für die Bauarbeiten zurück gebaut und musste nach Fertigstellung der Holzarbeiten wieder neu eingerichtet werden. Aber auch die Gerüstkosten stiegen durch die Länge der Baumaßnahmen, die Dacheindeckung auf der Dorfseite und über der Sakristei verdoppelte sich. Durch die massive Schädigung der Schwellen mussten wir als Ergänzungshölzer neue geleimte Lärchenhölzer einbauen, die preislich um ein vielfaches höher lagen als Fichtenleimholz. Wir standen an mehr als einem Abend mit wirklich zweifelnden Gesichtern auf der Baustelle und fragten uns, ob wir die Kosten für die Gesamtmaßname trotz Förderung überhaupt abdecken können. Wir überlegten schon, vorerst nur Dachpappe als Dacheindeckung zu lassen und die Schieferdeckung aus Finanzierungsgründen auf 5 Jahre zu verschieben.
Aber wir wollten kein Risiko eingehen, denn undichte Stellen in der Dachhaut könnten dem neuen Holz durch Wassereintritt wieder Schaden zuführen. Also erfolgte im Anschluß auch noch die altdeutsche Dacheindeckung in Naturschiefer. Einige Arbeiten im Inneren des Kirchendaches mussten wir dennoch vorerst liegen lassen und auf einen späteren Zeitpunkt verschieben- vorrausgesetzt wir bekommen nochmals einen kleinen Zuschuß dafür. Diese Arbeiten waren aber nicht zwingend notwendig, und können auch problemlos von innen ausgeführt werden. Das Ausgleichen der Deckenbalken und Aufbringen der neuen Dielung wird in den Wintermonaten ebenfalls aus Kostengründen in Eigenleistung übernomen.
Nach Abschluss der Arbeiten kamen wir dann aber aus dem Staunen gar nicht mehr heraus…
Wir haben diese große Aufgabe und Herausforderung im zurückliegenden Jahr 2013 mit allen Baufirmen und vielen ehrenamtlichen Helfern und Mitbetern wirklich gestemmt und erfolgreich abgeschlossen! Ein weiteres Staunen gab es aber auch über die großen und kleinen Spenden, die zur Deckung der Gesamtkosten in Höhe von 155.000 € beigetragen und uns sehr überrascht haben. Vielen Dank an dieser Stelle allen Gebern und auch allen, die für diese Baumaßnahme unablässlich gebetet haben! Selbst vom Regionalkirchenamt bekamen wir nach Abrechnung der Gesamtkosten noch einen außerplanmäßigen Zuschuss. Das alles war für uns eine rießige Freude und wir konnten wirklich nur staunen staunen staunen, wie sehr unser großer Gott dieses Bauvorhaben gesegnet hat, uns unsere Finanzierungsängste genommen und auch alle Bauarbeiter und Helfer vor schweren Unfällen bewahrt hat . Es ist so wunderbar zu wissen und zu spüren, dass so viele Menschen im Gebet unser Nöte mitgetragen haben und uns an ganz vielen Stellen sichtbar und unsichtbar unterstützt haben. Vielen, vielen Dank dafür!
Und hier noch einige Bilder
Als eine, die vom Bau keinen Schimmer hat, die ihre Zeit lieber damit verbringt, beim Kirchenvorstand mündliche Anträge zu stellen, dass der Gottesdienst später beginnen und der Einsatz der grünen Liederbücher reduziert werden sollte, möchte ich allen am Bau Beteiligten großen Respekt und Dank aussprechen. Ich sehe unsere Kirche von vielen Fenstern unseres Hauses aus, genieße ihren verschneiten Anblick beim Schlittenfahren und die Kreuze leuchten mir entgegen, wenn ich mit dem Hund wieder Richtung Dorf gehe. Und nicht zu vergessen: Nur den Glocken gelingt es, meine Tochter aus dem Bad zu läuten um den Bus doch noch zu schaffen! Also vielen herzlichen Dank für alles!!!